Ich liebe Details!

Tiere in Bildern darzustellen, ist meine große Leidenschaft. Ihr Wesen zu erfassen und durch bestimmte körperliche Eigenschaften im Bild zu betonen, finde ich unheimlich spannend. Beim Zeichnen und Malen beschäftige ich mich ja stundenlang mit meinen Motiven und je mehr ich die charakteristischen Merkmale studiere, desto faszinierter bin ich. Doch was macht mein Werk später auch für den Betrachter besonders interessant?

Wenn ich in meinen Fotos nach einer Vorlage für eine neue Zeichnung suche oder gemeinsam mit Kunden ein passendes Motiv für das gewünschte Tierportrait auswähle, achte ich besonders auf die Details, die sich hierüber darstellen lassen. Natürlich stehen die Augen immer im Mittelpunkt, wenn es sich um ein Kopfportrait handelt, doch richtig spannend wird ein Bild gerade dann, wenn daneben noch andere Details den Betrachter in ihren Bann ziehen. Der Blick wandert dann von einem dieser magischen Punkte zum anderen.

Zwei schwarze Labrador Retriever

Am Beispiel dieser beiden Labradore zeige ich Dir, was ich meine. Die Kundin stellt mir zunächst verschiedene Fotos als Vorlage zur Verfügung, doch ich habe auch die Gelegenheit, eigene Fotos zu machen. Das Gemälde soll die vielleicht nur noch kurze Zeitspanne festhalten, in der beide Hunde – der junge, wie auch der alte – noch gemeinsam im Haushalt leben.

Anhand meiner Fotos erstelle ich verschiedene Skizzen der beiden Hunde. Dabei kombiniere ich stets aus zwei unterschiedlichen Fotos, denn auf keinem sind beide Hunde so zusammen, wie ich mir das für das spätere Bild vorstelle.

Eine meiner Ideen ist, den alten Hund liegend und den jüngeren etwas dynamischer in sitzender oder stehender Position daneben zu zeichnen. Hieraus ergeben sich auch durchaus schöne Motive. Allerdings will ich die Details im Blick behalten und um diese zeichnerisch darstellen zu können, müssen sie eine gewisse Größe auf dem Papier einnehmen – schwierig, wenn beide Hunde vollständig abgebildet werden sollen.

So enge ich meine Wahl also auf Kopf-Rumpf-Motive ein. Neben dem Körperbau, dem Bewegungsmuster und der Haltung sind die Altersmerkmale beim Senior ohnehin besonders im Gesicht ablesbar. Viel beeindruckender als die weißen Haare im Fell sind dabei für mich die Lefzen. Hier finde ich auch die von mir begehrten Details, die mich zeichnerisch herausfordern, aber eben auch Raum für meinen Perfektionismus bieten.

Zwei Bildauschnitte und darunter das fertige Gemälde. Augen, Lefzen und Halsungen bieten in diesem Beispiel die für mich spannenden Details.

Ein Blick auf die Halsungen

Neben Augen und Lefzen sind auch die beiden Halsungen interessante Fokuspunkte. Die Lederhalsung des jüngeren Hundes bietet gleich zwei Themen für die Umsetzung: Da ist zum einen der Kontrast der sehr unterschiedlichen Materialien. Das kalt glänzende Metall von Ring und Niete ist ganz anders beschaffen als das weiche, organische Leder. Zum anderen sind auf der Halsung viele Kratzspuren, die sich matt und rauh von dem ansonsten glatten Leder abheben.

Die Synthetikhalsung des alten Hundes mit ihrem Klickverschluss lasse ich bewusst unausgearbeitet, um den zeichnerischen Ursprung des Bildes an dieser Stelle zu betonen. Am unteren linken Bildrand gelegen, ergibt sich so ein spannender Kontrast zu den in direkter Nähe bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Lefzen.

Nun verstehst Du sicherlich, warum ich meinen Kunden bei Auftragsarbeiten immer die vielfältigsten Motive mit dem größten Potential an Details vorschlage. Deshalb war ich froh, dass ich auch bei dem nachstehenden Pferdeportrait das Halfter mitzeichnen durfte, selbst wenn es laut Besitzer nicht das schönste im Fundus war und zudem schief am Kopf saß. Für die spannende Umsetzung im Bild gelten bei mir schließlich andere Maßstäbe…

Wenn Du mehr über die Entstehung dieses Pferdeportraits wissen willst, klicke auf das Bild und lies meinen Blogartikel.

2 Kommentare zu „Ich liebe Details!“

  1. Hallo Philipp!
    Ich finde deine Tierporträts wahnsinnig faszinierend und gleichzeitig berührend, weil du das Wesen der Tiere mit ihrer Beziehung zu ihrer Besitzerin zu verbinden verstehst. Ich leite deinen Artikel gleich weiter an einen Kollegen, der künstlerisch auch sehr begabt ist und sich zwischendurch der Darstellung von Tieren hingibt.
    Viel Erfolg weiterhin!
    Claudia

    1. Hallo Claudia,
      über Dein Feedback freue ich mich sehr! Du hast darin so treffend beschrieben, was mir wichtig ist: Ich will den Blick auf das Wesen des Tieres lenken und deutlich machen, dass es mit dieser Welt verbunden ist.
      Wenn das Portrait ausdrückt, wie die Bezugsperson auf diese Verbindung schaut, bin ich unsagbar glücklich. Ob mir das gelungen ist, merke ich bei der Übergabe des fertigen Werkes übrigens an genau dem, was Du ebenfalls geschrieben hast: Mein Bild fasziniert nicht in erster Linie – es berührt. Welches Kompliment kann schöner sein..?
      Herzliche Grüße
      Philipp

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