Meine Pastellkreide

In diesem Artikel erfährst Du, welche Pastellkreide ich zum Zeichnen benutze, wie ich sie einsetze und welche Hilfsmittel ich darüber hinaus noch verwende, wenn ich ein Tierportrait erstelle. Neben den eigentlichen Werkzeugen ist das natürlich zuallererst Papier. Meine Zeichnungen lege ich gerne auf etwas stärkerem Künstlerkarton an – das sind säurefreie Papiere mit einer Grammatur ab 170 g/m³. Damit der Kreidestaub besser haftet, wähle ich eine leicht rauhe Oberflächenstruktur. Zu grob mag ich es allerdings nicht, denn mir sind die Details sehr wichtig und die kann ich nur darstellen, wenn das Papier so fein bleibt, dass der Strich nicht zu stark abreißt. Wie vieles im Leben eine Geschmacksfrage.

Schwarzweiß – schlicht und gut

Zum Erstellen von Schwarzweiß-Zeichnungen benötige ich nicht viel. Von den wenigen Ausnahmen abgesehen, bei denen ich auf mittelgrauem Papier zusätzlich mit weißer Kreide gearbeitet habe, ist mein Hauptwerkzeug ein schlichter schwarzer Pastellkreidestift. Auf dem nachstehenden Bild siehst Du alles, was noch dazu kommt. Lediglich mein treues, blauweißes Geschirrhandtuch hat es irgendwie nicht auf’s Foto geschafft. Das brauche ich regelmäßig zwischendurch für das wichtigste meiner Werkzeuge: meine Hand.

Die Tasse steht symbolisch für den Kaffee, den ich mir zwischendurch mal gönne. Ich stelle sie aber nie auf den Tisch mit der Zeichnung…

Blick auf meinen kleinen Schreibtisch. Hier steht normalerweise nur mein Laptop. Zum Zeichnen nutze ich lieber den großen Tisch – sämtliche dazu benötigten Werkzeuge finden aber auch hier Platz.

Ansonsten siehst Du hier die genannte schwarze Pastellkreide in Stiftform (Blockkreide nutze ich nur bei größeren Flächen und fast nur bei farbigen Bildern – dazu später mehr), die ich gerne mit einem Küchenmesser nachspitze. Pastellkreide ist seeehr bruchempfindlich und manchmal kommt es mir so vor, als könnte ich einen kompletten Stift durch den Anspitzer drehen, bis ich wieder eine glatte, ungebrochene Spitze bekomme… Mit dem Messer kann ich gefühlvoller umgehen und auch mal individuelle Formen stehen lassen, die gerade gut zum Malprozess passen. Im nächsten Foto siehst Du dieses Ensemble mal von nahem – zusammen mit einem weichen Bleistift (hier ist es ein 5B) im Hintergrund, den ich für die zarten Vorzeichnungen nutze.

Meine Pastellkreide von einem namenhaften Hersteller. Zum Anspitzen muss manchmal ein Küchenmesser herhalten. Nicht immer ist eine echte Spitze zum Zeichnen nötig.

Weiße Handschuhe – Ernst?

Auf dem ersten Foto oben sind Dir vielleicht die weißen Baumwollhandschuhe aufgefallen? Die brauche ich nicht zum Zeichnen. Aber wenn das Werk nach vielen Stunden hoher Konzentration fertig ist, bin ich so lange etwas angespannt, bis ich das Bild sicher hinter Glas und Passepartout für den Kunden gerahmt habe. Fixierspray benutze ich ganz bewusst nicht. Das Glas wasche ich vorher und beim anschließenden Rahmen des Bildes will ich natürlich keine Fingerabdrücke mehr darauf hinterlassen – schon gar nicht auf der Innenseite. Deshalb durften die Handschuhe meine Schreibtischschublade extra für das Fotoshooting verlassen und mit auf’s Bild.

Wischen und Radieren

Eines gleich vorweg: Wirklich radieren kann man Pastellkreide nicht. Im nächsten Foto zeige ich Dir dennoch einen Stift mit zwei unterschiedlichen Radiergummi-Enden (ich hätte ihn komplett abbilden sollen…), womit man je nach Härte des Untergrundes wieder Pigmente vom Blatt nehmen kann. Das klappt punktuell, ist aber nichts, was man von vornherein in seinen Arbeitsprozess einplanen sollte.

Knetgummi und Radierstift zum Aufnehmen von Farbpigmenten; daneben zwei doppelendige Papierwischer, die ich nur dort einsetze, wo auch die Spitze meines kleinen Fingers zu groß zum Wischen ist.

Das Knetgummi im Vordergrund des Fotos ist dagegen mein ständiger Begleiter beim Zeichnen und so setze ich es ein: Wenn ich im Bild etwas mit Farbe sättigen oder blenden will, wische ich es so gut wie immer mit meinen Fingern der rechten Hand. Auch wenn ich stets mein kleines Handtuch griffbereit habe – den schwarzen Kreidestaub bekomme ich zwischendurch nie ganz von den Fingern. Auch an meiner Handkante fängt sich ständig Pigmentstaub, wenn ich diese auf dem Bild abstütze.

Hin und wieder gelangt also ein grauer Abdruck an Stellen des Bildes, wo keiner sein sollte. Genau das ist mit der Knete tatsächlich meist schnell wieder behoben. Auch feine Bereiche innerhalb der Zeichnung, die zunächst (oder für immer) pigmentfrei bleiben sollen, behandle ich sorgsam und stetig mit diesem kleinen Helfer. Echte Striche bekommt man damit später nämlich ebenfalls nicht wieder weg. Ich zeige Dir mal, was ich meine:

Portait einer Löwin im Profil – schwarze Pastellkreide auf weißem Papier

Das Weiß des Bildes ist das blanke Papier – gezeichnet habe ich ausschließlich mit einen schwarzen Kreidestift. Alles, was am Ende noch weiß sein sollte, war es zu Beginn und musste es auch die ganze Zeit des Arbeitens über bleiben. Bei einem solchen Motiv ziehe ich die Tasthaare, den Bart und die Gegenlichtbereiche nicht nur einmal während der vielen Stunden mit dem schmal geformten Knetgummi nach…

Farbige Pastellkreide

Jetzt kommt Farbe ins Leben. Nur eine Dimension mehr – aber viele zusätzliche Schritte, die den Unterschied machen. Waren es bei den schwarzweißen Arbeiten vor allem Fragen der Tonwerte, also der Helligkeitsunterschiede, der klaren Strichführung contra Weichzeichnung, kommt jetzt noch eine ganz elementare Frage hinzu: „Welchen Farbwert setze ich an welche Stelle des Objekts und welchen direkt daneben?“.

Blick auf ein fast fertiges Bild mit den typischen Arbeitsmaterialien drumherum: Pastellkreide in großen runden und kleinen kantigen Blöcken, Pastellstifte und das Knetgummi.

Hier kommt mir meine langjährige Erfahrung aus der Ölmalerei zugute. Mit Ölfarbe kann ich annähernd beliebig oft mit einer neuen Farbe über die zuvor getrocknete alte Farbe arbeiten, bis mir die Abstimmung gefällt. Da lässt sich vieles ausprobieren und optimieren. Bei Pastellkreide ist die Abkehr von einer einmal auf dem Papier getroffenen Farbentscheidung dagegen schwierig bis unmöglich. Auch das Mischen der Farben vorab auf einer Palette ist hier nicht drin. Der gewünschte Farbwert entsteht durch Überlagerung der Pigmente auf dem Papier – und die ist bei Kreidestaub äußerst begrenzt.

Breite Farbpalette

Aus diesem Grund benötige ich auch eine viel größere Auswahl an verschiedenen Farbtönen als bei den Ölfarben, bei denen ich ja mit den Grundfarben auskomme (wie Du z.B. in meinem Artikel über Plein Air nachlesen kannst). Angefangen habe ich mit einem kleinen Set aus 24 Kreideblöcken.

Mein Einstieg in das Zeichnen mit Pastellkreide. Viele kleine Tierstudien sind damals mit dieser Farbauswahl entstanden:

Dieses kleine Set benutze ich immer noch, habe meine Farbpalette aber schon bald durch eine große Einheit mit 90 Pastellkreiden deutlich erweitert und mit 36 Stiften ergänzt, um bei Details genauer arbeiten zu können. Das Erstaunliche daran ist: Ich benutze annähernd jede der Farben irgendwann einmal, obwohl ich mit meinem Naturthema doch vermeintlich übersichtlich aufgestellt bin.

Mein aktuelles Set an Kreide. Die weichen Pastellfarben ermöglichen einen Abrieb der Pigmente an die Fingerkuppe, sodass ich hauchdünne Farbaufträge bei Bedarf auch ohne direkten Kontakt von Farbe und Papier gestalten kann.

Alle drei Medien sind unterschiedlich in der Handhabung und bieten verschiedene Vorzüge. Die Stifte und auch die eckigen Kreiden des kleinen Sets sind deutlich härter als die großen Kreiden. Für punktgenaues Arbeiten ist das von Vorteil. Für einen flächigen Auftrag, sehr weiche Übergänge oder einen hauchzarten Schleier ist eine weiche Kreide aber besser geeignet. In solchen Fällen reibe ich oft nur ein wenig Pigmentstaub an meine Fingerkuppe und trage die Farbe hierüber auf das Papier auf. So vermeide ich Striche, wo keine sein sollen.

Der kleine Exkurs zu meinem Zeichenmaterial ist damit schon zuende. Der Rest des Bildes entsteht durch Kopf, Herz und Hand.

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