Im Herzen Treckerfahrer

Wenn als Kleinkind aus erstem Vorwärtsrobben echtes Krabbeln wird und wir aus dem ersten Schritt heraus in wahrhaftiges Laufen kommen, kosten wir zum ersten Mal im Leben den Geschmack von Unabhängigkeit und Freiheit. Kühn möchte ich behaupten, dass ich in meiner frühen Kindheit sogar noch einen evolutionären Schritt weitergegangen bin: Ich habe mir die Welt des Treckerfahrens erschlossen!

Könnte man meine Mobilitätsdaten von damals auf einer Karte darstellen (weil man mir zuvor unauffällig einen kleinen GPS-Tracker in die Tasche gesteckt hätte), würden die aus den Linien entstehenden Muster heute sicher so manchen Forscher vor ein Rätsel stellen. Einen erheblichen Teil meiner Wegstrecke kreuz und quer über unseren Hof habe ich in den Sommermonaten auf meinem geliebten Trettrecker zurückgelegt. Silage machen (aus Rasenschnitt), Gülle fahren (die Grünflächen wässern) oder Mist aufladen (Mega-Sandhaufen) – all das muss auf wiederkehrenden Routen so manchen Kilometer zusammengetragen haben. Die heruntergefahrenen Räder zumindest untermauern diese Erinnerung…

Die Arbeit an den nachfolgend dargestellten, kleinen Ölbildern ist noch nicht abgeschlossen, aber ich zeige sie Dir hier trotzdem schon mal.

August 1983: Endlos scheinende Sommertage. Am blauen Himmel hinterlassen die Phantoms aus Wittmund schwarze Streifen. Es gibt nichts, was man nicht auch (besser) mit einem Trecker erledigen kann – doch schon im Jahr darauf fährt Michy Reincke trotzdem lieber mit einem Taxi nach Paris…

Weil ich die Zeiten der aktiven Landwirtschaft auf unserem Hof locker um ein paar Jahrzehnte verpasst habe (Stichwort: Mondlandung), hat sich der Umstieg auf die große Version dann leider bis auf wenige, prägende Ausnahmen nicht ergeben. Dafür hielt das Leben viele andere schöne Dinge für mich bereit.

Auf meiner aktuellen Entdeckungsreise zu meiner Kunst werden mir die unzähligen Treckerzeichnungen aus meiner Kindheit jetzt aber wieder bewusst. Neben Tieren mein damals einziges weiteres Dauerthema beim Malen. Ich wünschte, ich hätte noch ein paar dieser Bilder – entstanden am Küchentisch meiner Großeltern, auf der Eckbank neben mir meine liebe Uroma. So viele Jahre liegen schon dazwischen, doch auch das ist ein Teil von mir, mit dem ich mich über meine Bilder wieder verbinden will. Das Gefühl, einen Trecker zu malen – wie war das noch mal?

Im Sommer 2012 mache ich zufällig ein paar Fotos vom Heuwenden mit dem kleinen, alten Deutz . Bei Nebenerwerbslandwirten findet man diese Zeugen vergangener Zeiten zum Glück noch im Einsatz. Nochmal 9 Jahre später male ich nach einem dieser Fotos nun das erste Treckerbild nach schätzungsweise 33 Jahren Abstinenz. Ölfarbe auf Karton in 24×32 cm – also fast wie damals mit Buntstiften auf Papier im Format DIN-A4.

Jetzt weiß ich es wieder: es ist großartig! Die klassische Formgebung zieht mich gleich wieder in ihren Bann. Die kleinen Vorderreifen, der Wetterschutz der Kabine, der zierliche Frontlader – ich schwelge in Erinnerungen und genieße jeden Pinselstrich. Den künstlerischen Schwerpunkt lege ich auf die starken Kontraste zwischen Sonne und Schatten.

Es hat mich gepackt. Während der Farbauftrag des ersten Bildes zwischendurch trocknen muss, beginne ich im gleichen Format schon ein weiteres Bild. Dieses Mal klassisch im Profil.

Die Sommer meiner Kindheit sind vorbei. Meiner Kunst aber macht das nichts aus. Sie überwindet mühelos die Grenzen der Zeit und jetzt auch die der Motive. Vielleicht habe ich mich viel zu lange selbst eingeschränkt? Mal schauen, was noch so kommt!

Viele meiner hier im Artikel vorgestellten Bilder kannst Du erwerben – schau hierzu in die Galerie.

4 Kommentare zu „Im Herzen Treckerfahrer“

  1. Das Kinderbild von dir finde ich sehr schön – es erinnert mich an meinen Sohn, der auch einen Trettrecker hatte. Man wusste immer, wo er war. Denn der Trecker stand vor der Tür 😉
    Sehr schöne Erinnerungen…

    1. Dankeschön, das freut mich. Ich denke auch sehr gerne an diese Zeit zurück. Dein Kommentar motiviert mich, dieses Bild endlich einmal zuende zu malen. Die letzten Pinselstriche in den Gesichtern fehlen noch – die Darstellung von Menschen verlangt mir immer etwas mehr Mut ab. Tier zu malen, fällt mir leichter.

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